Hangzhou in China war als Ausrichter der Goalball Weltmeisterschaft im Juni 2022 vorgesehen. Doch die strikte chinesische Coronapolitik machte eine Durchführung dort unmöglich. Somit musste ein neuer Ausrichter gefunden werden. Unter mehreren Bewerbern setzte sich Matosinhos bei Porto in Portugal durch.
Für mich sollte es nach 1990 Calgary/Kanada, 1998 Madrid/Spanien, 2010 Sheffield/England und 2018 Malmö/Schweden meine fünfte Teilnahme als Schiedsrichter an einer Goalball-WM sein, auch wenn der Austragungszeitpunkt in der Adventszeit sich ungewöhnlich anfühlte.
Am 5. Dezember ging es über Frankfurt an die Atlantikküste. Das Kennenlernen und Einüben der Abläufe in der Sportarena wie auch die Eröffnungsfeier der Goalball Weltmeisterschaft folgten an den nächsten beiden Tagen.
Das Schiedsrichterteam
Das erste Mal überhaupt gab es ein Starterfeld mit zweiunddreißig Teams (16 Damen- und 16 Herrenmannschaften). Und auch für mich ergaben sich ein paar Schiedsrichterpremieren, Linda aus den USA bin ich bis dahin noch nicht begegnet und mit Antonios aus Griechenland hatte ich noch kein gemeinsames Spiel geleitet. Ohnehin war die Schiedsrichtergruppe mit 16 Referees aus elf Nationen bunt gemischt, hinzu kamen noch zwölf ITO´s (Zeitnehmer, Protokollführer…) aus neun Ländern und etliche portugiesische Helfer. Da unser Hotel am Rande von Portos Altstadt lag, gab es die Gelegenheit sich abends in immer wieder wechselnder Zusammensetzung auf ein Bier zu treffen, auszutauschen und kennenzulernen, und dabei noch ein wenig von Porto zu sehen. Sogar einen Weihnachtsmarkt mit Glühwein gab es im doch nicht ganz so winterlichen Porto. Auch ein Strandspaziergang an der Atlantikküste war drin.
Alexander tanzt mit enigen Schiedsrichter am Meer
Bei einem solch großen Teilnehmerfeld ist die Leistungsstärke der Teams recht unterschiedlich. So manche Spiele wurden vorzeitig beendet. (Im Goalball ist ein Spiel bei zehn Toren Unterschied gewonnen). Deutschland als Vizeweltmeister bei den Herren trat, nach einigen Umbrüchen im Team und auf der Trainerbank, nicht ganz so souverän auf wie vor vier Jahren und qualifizierte sich erst im letzten Spiel als Gruppenvierter für das Viertelfinale. Gegen China, Gruppenerster der anderen Vorrundengruppe, konnte Deutschland die erste Halbzeit noch halbwegs mithalten, musste sich aber im zweiten Durchgang kurz vor Spielende mit 2:12 geschlagen geben. Die Deutschen Damen hatten sich für die Weltmeisterschaft nicht qualifizieren können.
Alexander beobachtet den Spielball auf dem Feld
Das Herrenfinale gewann der Titelverteidiger Brasilien in einem hochspannenden Spiel mit 6:5 gegen China.
Das Damenfinale, welches ich mit Vilma aus Litauen leiten durfte und ich somit zu dritten Mal ein WM-Finale pfiff, gewannen die Olympiasiegerinnen aus der Türkei, die nun auch zum ersten Mal Weltmeister wurden.
Nach zwölf Tagen voller tollen neuen Begegnungen und Erfahrungen ging es einen Tag vor dem vierten Advent wieder nach Hause.
Autor: Alexander Knecht
